Talent

Bei Wettbewerben jeglicher Art von Vereinsmeisterschaften bis hin zu Olympischen Spielen stehen Sieger und Verlieren ganz nah nebeneinander. Die einen jubeln, die anderen jammern.
Bei den Verlierern kommt dann die Frage: "Warum? Warum gewinnt immer der und nicht ich? Was ist alles ungerecht gewesen? Wer ist schuld?" Ist es unfair, daß der eine vielleicht talentierter ist als der andere?
Aber auch der Sieger steht an einem Wendepunkt. Was kommt danach, wenn man vielleicht schon alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt? Gibt es noch ein weiteres Ziel jenseits all der bereits erreichten Siege?
Die Frage nach dem Sinn taucht auf.

Im Neuen Testament der Bibel erzählt Jesus eine Geschichte über Talente. Ein "Talent" war damals eine Währungseinheit. Aber man kann in dieser Geschichte das Wort "Talent" auch im übertragenen Sinn verstehen, nämlich als Begabung. Gott hat jeden einzelnen von uns geschaffen und uns mit diesen oder jenen Talenten oder Begabungen ausgestattet.

Vielleicht haben Sie sich schon mal gefragt, was Sie für Talente mitbekommen haben. Oder Sie finden es ungerecht, daß ein anderer Mensch vielleicht mehr Talente bekommen zu haben scheint als Sie? Lesen Sie einfach mal die Geschichte.

Denn es ist wie bei einem Menschen, der verreisen wollte, seine Knechte rief und ihnen seine Güter übergab; dem einen gab er fünf Talente, dem andern zwei, dem dritten eins, einem jeden nach seiner Kraft, und reiste ab.

Da ging der, welcher die fünf Talente empfangen hatte, hin und handelte mit ihnen und gewann fünf andere. Das gleiche tat, der die zwei Talente empfangen hatte. Er gewann auch zwei andere. Der aber das eine empfangen hatte, ging hin, grub die Erde auf und verbarg das Geld seines Herrn.

Nach langer Zeit kommt der Herr dieser Knechte und hält Abrechnung mit ihnen. Da trat der hinzu, der die fünf Talente empfangen hatte, brachte noch fünf andere Talente herzu und sprach: "Herr, du hast mir fünf Talente übergeben; siehe, ich habe damit fünf andere gewonnen." Sein Herr spricht zu ihm: "Gut, du braver und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über vieles setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!" Da trat auch der hinzu, welcher die zwei Talente empfangen hatte, und sprach: "Herr, du hast mir zwei Talente übergeben; siehe, ich habe zwei andere Talente gewonnen." Sein Herr spricht zu ihm: "Gut, du braver und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über vieles setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!" Da trat auch der hinzu, der das eine Talent empfangen hatte, und sprach: "Herr, ich wußte, daß du ein harter Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg dein Talent in der Erde. Siehe, da hast du das Deine!" Aber sein Herr antwortete und sprach zu ihm: "Du böser und fauler Knecht! Wußtest du, daß ich ernte, wo ich nicht gesät, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest du mein Geld den Wechslern bringen sollen, so hätte ich bei meinem Kommen das Meine mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat!" (Matthäus 25, 14 – 28)

Was sind Ihre Gedanken zu dieser Geschichte? Welcher dieser Knechte sind Sie selbst? Finden Sie, daß der Herr ungerecht ist? Schließlich hat er dem einen Knecht fünf Talente gegeben, dem anderen zwei und dem dritten gar nur eines.

Denken Sie an Ihren letzten sportlichen Wettkampf oder auch an Ihren beruflichen Werdegang. Finden Sie es ungerecht, wenn ein anderer mehr Talent und vielleicht auch mehr Erfolg hat als Sie? Sind Sie neidisch?

Werfen Sie nochmals einen Blick auf den Anfang der Geschichte. Es ist richtig, daß der Herr jedem seiner Knechte unterschiedliche viele Talente gegeben hat. Aber es steht noch etwas dabei, nämlich einem jeden nach seiner Kraft.

Der Herr kennt seine Knechte, und er hat jedem so viele Talente gegeben, wie dieser auch zu verkraften vermag. Gott kennt auch jeden einzelnen von uns und hat jeden von uns mit unterschiedlichen Begabungen ausgestattet. Gott ist niemals ungerecht!

Jeder einzelne Mensch ist in seiner Persönlichkeit ganz einzigartig und wertvoll, auch Sie! Gott hat jedem von uns ganz bestimmte Begabungen geschenkt. Es liegt an uns, diese zu entdecken und daraus etwas zu machen. Dabei sollten wir uns nicht ständig mit anderen Menschen und deren Begabungen vergleichen, den jeder hat ganz individuelle Talente mitbekommen, die zu entdecken, zu kultivieren und zu vermehren sehr spannend ist.

Ich selbst habe z.B. durchaus viel Spaß am Schießsport. Aber ich trainiere derzeit nicht öfters als ein- bis zweimal pro Woche. Im Winter trainiere ich manchmal über viele Wochen überhaupt nicht. Ich bin wohl durchschnittlich begabt. Meine Erfolge sind entsprechend.

Wenn ich dahingegen Ralf Schumann, den Olympiasieger ansehe, so ist er definitiv erheblich begabter als ich. Aber das ist kein Grund für mich, neidisch zu sein. Ganz abgesehen von seiner großen Begabung trainiert Ralf Schumann fast täglich mehrere Stunden. Und in meinem Leben sind andere Begabungen wichtiger als der Schießsport.

Wenn ich meine Schüler im Tanzunterricht betrachte, so habe ich dort mehr und weniger begabte, und zudem sind die Begabungen bei den verschiedenen Schülern ganz unterschiedlich angelegt. Je begabter ein Schüler für das Tanzen ist, desto mehr muß er letztendlich trainieren, um wirklich ganz oben an die Spitze zu gelangen. Da genügt es nicht mehr, einmal pro Woche zu kommen, wie es die Hobbyschüler tun.

Wenn wir diese Geschichte aus der Bibel ansehen, stellen wir fest, daß sowohl der mit den fünf Talenten als auch jener mit den zwei Talenten fleißig damit umging. Der Herr belohnte beide dafür in genau gleicher Weise.

Es ist also wichtig, daß wir unsere Energie gemäß unseren Begabungen einsetzen, und entsprechende Erfolge werden kommen. Natürlich kann nicht jeder Olympiasieger werden. Aber das will ja auch nicht jeder. Früher hätte ich schon gerne mal bei olympischen Spielen mitgemacht. Es ist sicher ein ganz großartiges, einmaliges Erlebnis. Aber wenn ich zurückblicke, so habe ich andere Dinge erleben dürfen, für die ich sehr dankbar sind. Man kann niemals alles haben, und es macht keinen Sinn, sich zu verzetteln. Es ist besser, die spezifischen, eigenen Begabungen zu entdecken und zu fördern.

Die Frage stellt sich jedoch: Was ist, wenn etwa zwei Menschen gleich viel trainieren, der eine aber mehr Erfolg hat als der andere, weil er eben begabter ist? Ist das dann ungerecht?

Sehen wir uns die Geschichte an. Der mit den fünf Talenten hat weitere fünf dazuverdient. Der mit den zwei Talenten hat zwei dazuverdient. Der eine hat also am Schluß zehn Talent und der andere "nur" vier, obwohl beide gleich intensiv gearbeitet haben. Ist das bitter für den zweiten? Ist es ein Grund, traurig oder frustriert zu sein?
In gewisser Weise ist es schon traurig, wenn man sich auf einen Wettbewerb intensiv vorbereitet hat, am Schluß aber etwa nur im Mittelfeld liegt, weil es eben Begabtere gibt, solche mit mehr Talent.

Ich denke, an solch einem Punkt muß man sehr realistisch sein und erkennen, daß man sein Bestes gegeben hat, daß es aber andere gibt, die noch besser sind, auch wenn das im Moment etwas bitter sein mag.

Aber bleiben Sie nicht traurig, sehen Sie sich vielmehr an, was der Herr in dieser Situation sagt! Zu beiden, zu dem mit den zehn Talenten und zu dem mit den vier Talenten sagt der Herr genau das gleiche. ".......gehe ein zu deines Herrn Freude!"

Gott weiß genau, wie begabt jeder von uns ist, und wofür jeder von uns begabt ist, schließlich hat er uns geschaffen. Gott, der Herr, erwartet von uns, daß wir gemäß unseren Begabungen auch fleißig sind und nicht faul herumliegen. Aber Gott erwartet nichts Unmögliches von uns! Gott freut sich, wenn wir entsprechend unseren Talenten und Kräften Erfolge haben, auch wenn sie aus menschlichem Blickwinkel nur ganz klein zu sein scheinen. Gottes Maßstäbe sind anders als die der Menschen.

Vor langer Zeit einmal hatte ich ein leicht geistig und körperlich behindertes Kind im Unterricht. Das Mädchen blieb immer im Anfängerkurs und kam auch dort kaum mit. Aber eines Tages schaffte es eine Übung. Sie hätten die Freude und die strahlenden Augen dieses Kindes sehen sollen! Für das Mädchen war das ein enormer Erfolg, Lohn für fleißiges Üben und riesige Stärkung des Selbstbewußtseins.

Aber noch eine Frage taucht hier auf: Was ist mit jenen mit den zehn Talenten, die es bis ganz an die Spitze geschafft haben? Was kommt nach einem Olympiasieg?

Ein Bekannter von mir hat einem Traum, was er einmal tun möchte. Es ist eine bestimmte Reise. Er wäre finanziell leicht in der Lage, sich diesen Traum zu erfüllen. Aber er tut es nicht. Sein Argument ist: "Dann hätte ich ja keinen Traum mehr, dann hätte ich kein Ziel mehr." Was hätte ein Leben ohne Ziel noch für einen Sinn?

Aber sind eine Reise oder auch ein Olympiasieg der Sinn und das Ziel eines Lebens? Was ist der Sinn Ihres Lebens?

Ich persönlich haben diesen Sinn gefunden, und ich fühle mich sehr wohl dabei. Ich weiß, daß Gott mich liebt. Ich weiß, daß Jesus für mich gestorben und auferstanden ist, und ich nehme dies ganz persönlich für mich in Anspruch. Ich danke Gott dafür, daß er so gnädig ist, ausgerechnet zu mir zu sagen: ".......gehe ein zu deines Herrn Freude!"

Er würde das gerne auch zu Ihnen sagen, denn er liebt auch Sie ganz persönlich. Gehen Sie doch mal auf Entdeckungsreise und lesen Sie in der Bibel. Gott wird zu Ihnen sprechen, und wenn Sie Interesse haben, ihn persönlich kennenzulernen, wird er Ihnen Liebe und Freude schenken.

Ein wesentlicher Punkt in diesem Fall ist jedoch anders als in der Geschichte mit den Talenten. Den Zugang zum Himmelreich können wir uns nicht erarbeiten, gleichgültig, wie ordentlich wir leben, oder wie sehr wir schuften. Wenn Sie unsere Geschichte betrachten, so hat der Herr hier bereits seine Knechte. Er macht sich nicht erst auf, sie anzustellen. Diesbezüglich gibt es andere Gleichnisse in der Bibel. Übrigens, Gott bietet uns nicht nur einen "Job" in seinem Reich an, er möchte sogar, daß wir seine Kinder werden. Er will uns das schenken. Er tut dies nicht, weil wir es wert sind oder werden könnten, sondern ausschließlich, weil er uns liebt.

Wenn Sie es wollen, machen Sie sich auf den Weg zu Gott, und sie werden ihn finden. Und erkundigen Sie sich auch bei anderen Christen. Sie erzählen Ihnen bestimmt, wie sie den Weg zu Gott gefunden haben.

Foto mit freundlicher Genehmigung von Ralf Schumann, dreifacher Olympiasieger mit der Schnellfeuerpistole