Im Schaukasten vor unserer Kirche las ich kürzlich folgenden Spruch: "Wer meint, Jesus sei Schnee von gestern, sollte bedenken, daß der Schnee von gestern unser Trinkwasser von morgen ist." Was hat es damit auf sich?
Gegen Ende des Winters finden wir an manch schattigen Stellen noch Schnee, während an sonnigen Plätzen bereits die ersten frischen Plänzchen aus der Erde treiben. Dieser Schnee hält sich hartnäckig, ist oftmals harsch und grau und nicht wirklich hübsch anzusehen. Frisch gefallener Schnee hingegen verzaubert eine graue Winterlandschaft in eine weiß glitzernde, traumhaft schöne Wunderwelt. Schnee von gestern sieht nicht schön aus. Der Begriff "Schnee von gestern" steht im übertragenen Sinn für etwas Altes, das man längst kennt. Man erfreut sich nicht mehr wirklich daran.
Schnee ist aber eine sehr nützliche Einrichtung. Abgesehen davon, daß er den Boden unter sich wärmt und so vor dem klirrenden Frost schützt, konserviert er das Wasser. Regenwasser versickert sofort in der Erde, oder es fließt ab. Schnee bleibt liegen. Der Schnee, der im Winter in den Bergen fällt und dort liegen bleibt, versorgt uns im Sommer, wenn es trocken und heiß ist, mit dem notwendigen Trinkwasser.
Wasser ist absolut lebensnotwendig. Wenn ein Mensch drei Tage lang kein Wasser zu trinken bekommt, so trocknet er aus und stirbt.
Doch was hat das alles mit Jesus zu tun?
Jesus sagt im Evangelium des Johannes 4, 14: "Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser werden, das bis ins ewige Leben quillt."
Und später in Johannes 7, 37 sagt er: "Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt - wie die Schrift sagt -, aus seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen."
Jesus weiß, daß wir täglich Wasser benötigen, um zu überleben. Der Mensch braucht jedoch nicht nur körperliche Nahrung, sondern auch sein Herz und sein Geist müssen ernährt werden. Darauf bezieht sich Jesus hier.
Friedrich der Große hat einmal ein sehr grausames Experiment durchführen lassen. In einem Waisenhaus teilte er die Babies in zwei Gruppen. Beide Gruppen wurden ordnungsgemäß und gleich gefüttert und gewickelt. Die eine Gruppe von Kindern erhielt von dem sie versorgenden Personal Zuwendung und Zärtlichkeit. Bei der anderen Gruppe hingegen wurde dem Personal strickt verboten, den Kindern Zuwendung oder gar Liebe und Fürsorge zuteil werden zu lassen. In der Gruppe ohne Liebe starben alle Kinder.
Liebe und Zuwendung sind für das Überleben eines Menschen ebenso wichtig wie Essen, Trinken und Sauerstoff. Sehr viele der psychischen Probleme der Menschen von heute resultieren aus einem Mangel an empfangener Liebe. Viele Verbrechen werden aus Mangel an Liebe begannen. Es genügt nicht, Kinder mit Nahrung zu versorgen und ihnen mannigfaltige Schulbildung anzubieten. Sie brauchen Liebe und persönliche Zuwendung.
Doch wie können wir Erwachsenen unseren Kindern und unseren Mitmenschen Liebe geben, wenn wir vielleicht selbst nicht genug davon haben?
Ersetze doch mal in den oben zitierten Bibelstellen die Worte "Wasser" mit "Liebe" und die Worte "trinken" mit "empfangen" und "dürsten" mit "traurig oder einsam sein". Verstehst Du jetzt, was Jesus hier meint?
Jesus möchte uns seine Liebe schenken, damit wir wiederum in der Lage sind, diese Liebe weiterzugeben. Jesus liebt uns und streckt uns seine beiden Arme weit geöffnet entgegen. Wenn wir seine Liebe annehmen, wenn wir von seinem Wasser trinken, werden wir selbst allmählich zu einem Brunnen der Liebe werden. Wir werden unsere Umwelt mit einem ganz anderen Blick wahrnehmen, wir werden Frieden, Ruhe und Glück empfinden. Das alles wird auf unsere Umwelt und unsere Kinder ausstrahlen.
Jesus war vor 2000 Jahren hier auf unserer Erde. Doch das ist nicht Schnee von gestern, der uns nicht mehr zu interessieren braucht. Jesus ist hier, jetzt in diesem Moment, und Du brauchst nur von dem Wasser zu trinken, das er Dir anbietet.