"Die Passion Christi" – Gedanken zum Film von Mel Geibson

Am Aschermittwoch 2004 war die Weltpremiere des Films "Die Passion Christi" von Mel Gibson in den USA. Ab 18. März läuft er auch in Deutschland. Ich hatte das Privileg, ihn mit einer kleinen Gruppe von Leuten bereits einige Wochen vorher sehen zu dürfen. Man hatte mich gewarnt, daß der Film brutal sei, und gefragt, ob ich mir das tatsächlich antun wolle.

Der Film ist nicht brutal, er ist sehr realistisch, und ich bin dankbar, daß ich ihn gesehen habe. Bei jedem Geißelhieb, den die römischen Soldaten Jesus versetzten, ging mir durch den Kopf: Das hat Jesus für mich erlitten, für meine Sünden und für die Sünden aller Menschen dieser Welt.

Hinterher war ich sehr bewegt aber dennoch fröhlich. Bereits ganz am Anfang sieht man, wie Jesus der Schlange den Kopf zertritt, und am Schluß wird von unsichtbarer Hand der riesige Grabstein weggerollt, und Jesus steht auf. Er lebt, und durch ihn auch ich!

Der Film ist ein Muß für jeden Menschen. Dies ist ein Aufruf an alle, sich den Film anzusehen und wiederum alle Freunde einzuladen, ihn ebenfalls zu sehen. Ein großer Dank an Mel Gibson, daß es durch diesen Film in der Öffentlichkeit wieder aktuell wird, sich mit der Person Jesus persönlich auseinanderzusetzen.

Was der Jurist und Journalist Franziskus v.Ritter-Groenesteyn über den Film schreibt, finden Sie weiter unten.

Auch hier finden Sie noch einen Kommentar von Franziskus v.Ritter-Groenesteyn über den Film "Die Passion Christi"

Und hier ist ein Interview mit Pater Jonathan Morris. Er hat Mel Gibson und das Team während der Dreharbeiten des Films betreut.

Ich kam sah und glaubte!

Noch jetzt, zwei Tage nach der Preview, stehe ich unter seinem markerschütternden Einfluß. Ich weiß nicht, wie ich zu der Ehre kam, die Vorab-Version von Mel Gibson’s höchst umstrittenen neuen Film über die Passion Jesu –genauer: über die letzten qualvollen Stunden seines Lebens, hier auf Erden – in Salzburg in einem kleinen Kreis Erwählter zu sehen. War es die Exaltmedia-Gruppe aus Hamburg, war es Icon-Pictures, Mel Gibsons Produktionsfirma aus Santa Monica - Ich weiß nur eins: Es ging mir wie dem Jünger Johannes (der, den Jesus liebte): Ich kam, sah und glaubte.

Seit Jahren schon waren mir die Hollywood- Maßkonfektionen Christlichen Leids ein Dorn im Auge. Mit Ausnahme eines Filmes (Ben Hur) ging mir keiner so unter die Haut, wie dies vorgestern Mel Gibsons visionäre Sicht der Leiden Jesu vermochte. Sie alle spielen das Leid der Kreuzigung nur herunter auf das wie ein Sonntagsnachmittagsspaziergang anmutende Gestolpere durch eine antike Stadt. Mel Gibson dagegen, der den Film aus eigener Tasche finanziert hat (USD 30 Mio.) und keine der großen Hollywood-Schmieden für den Vertrieb begeistern konnte, stützt sich bei seinen Bildern, die an das urgewaltige Lichtspiel eines Carravagio erinnern, auf die Passionsvisionen der Mystikerin Anna Katharina Emmerich, (deren Seligsprechung kurz bevor steht), und auf modernste medizinwissentschaftliche Erkenntnisse, wie sie die Analyse des Grabtuchs von Turin ergeben haben. So ist es nicht weiter verwunderlich, daß die Einwohner der italienischen Stadt Matera - einer der Drehorte für The Passion -, ausriefen "È Gesù!", als sie das geschlagene und zerschundene Gesicht des Jesus-Darstellers, Jim Caviezel (Der Graf von Monte Christo, Angel Eyes, Der schmale Grat) das schwere Kreuz schleppend an sich vorbei kommen sahen.

Im Film ist dies eine der bewegensten Szenen, ist sie doch angereichert um eine Rückblende, wie man sie nicht genialer setzen kann: Als Jesus stolpert, stolpert er zugleich als kleines Kind. Maria, seine Mutter, sieht ihn in Zeitlupe stürzen, läßt alles fallen und eilt ihm zu Hilfe / Schnitt / Maria kniet neben ihrem blutüberströmten Sohn, der gerade das erste Mal unter der Last des bohlig-kantigen Kreuzes zu Tränen betörender Musik zusammenbricht und tröstet ihn in der Sprache der Liebe, auf Aramäisch, mit den Worten einer Mutter, deren Herz vom Leid ihres Sohnes bereits zerrissen ist:

Ich bin da, ich bin doch da.

Der Stiefel eines Soldaten stößt sie grob zur Seite und wir bleiben mit Maria ohnmächtig zurück, eingeschlossen in den geifernden Haß einer vom Bösen aufgestachelten Stadt, die doch noch vor kurzem Palmwedel geschwungen hat.

Es ist ein Film der Bilder. Worte, wenn sie gesprochen werden - meist sprechen die Augen -, klingen fremd und vergessen und doch vertraut. Mel Gibsons Darstellern, allen voran Caviezel, ist es gelungen zwei tote Sprachen, Latein und Aramäisch, zu überzeugender Lebendigkeit zu erwecken. Wenn Pilatus tief vor sich hingrübelnd darüber sinniert " Quid est veritas?" (Was ist Wahrheit?) und dabei an seinen Kopf in der Schlinge Cäsars denkt; oder wenn der sehr würdevoll und attraktiv aussehende Hohepriester Kaiaphas kalt lächelnd auf Aramäisch, der Alltagssprache der Juden, das todbringende "Kreuzige ihn" fordert, oder Maia Morgenstern Monica Belluci Worte ägyptischen Ursprungs fragt: "Warum ist diese Nacht anders als andere Nächte?" – Worte aus der jüdischen Pessach-Liturgie - so hat man das Gefühl mittendrin zu sein, in einem unbegreiflichen Heilsgeschehen, das die Jahrtausende danach unumstößlich verändern wird. Man liegt mit Monica Belucci als Maria Magdalena zu Füßen eines Mannes, der selbst im größten Schmerz noch Ruhe ausstrahlt und weiß sich von ihm irgendwie getragen.

Alles in diesem Film vollzieht sich in der Bauchgegend, da krampft es sich zusammen, da wird es warm. Es ist ein beständiges Wechselbad der Gefühle. Und so wie bei einem über Jahrzehnte gereiften Cognac kommt der wohltuende Afterburner erst Tage danach.

Grausam mit anzusehen, wie römische Alltagsroutine sich zum tobenden, fleisch-zerfetzenden Blutrausch steigert. Grausam mit anzusehen, die endlosen Tritte in den wie von Messern zerschnittenen Unterleib, in das dorndurchbohrte jochbeingeschwollene Gesicht, grausam, roh und ohne Erbarmen. Wahrlich, der Leib Jesu, ein Abbild des jesajaschen Schmerzensmanns: "Vom Kopf bis zum Fuß kein heiler Fleck, nur Beulen, Striemen und frische Wunden." Jes 1,6.

Einmal während des Geisselungsdrehs in Cinecittà in Rom wurde Caviezel tatsächlich getroffen, und er sagte dazu: "And this guy hit me square on the back and I had a 14 inch scar on my back and it really knocked the wind out of me." (Dieser Kerl schlug mir quer über den Rücken und hinterließ eine 14 Zoll lange, offene Wunde, die mir förmlich das Licht ausblies). Diese Narbe diente ab da, als Muster für die aufwendige Maske, des von Geiselhieben zerfetzten Leibes. Es ist einfach unvorstellbar, was der Schmerzensmann für jeden einzelnen von uns gelitten hat, denn so stellt es sich für das Auge schonungslos offen und für Hollywood gänzlich ungewöhnlich dar.

Und immer wieder die Mutter; sei es wie sie den kalten Pflasterstein liebkost unter dem metertief ihr Sohn im Verlies seiner Verhandlung in Ketten harrt, sei es das frische Blut hilflos aufwischend, das die Spur der von römischer Grausamkeit davongezerrten Leibesfrucht am Boden hinterlassen hat, sei es der blutverschmierte Abschiedskuß unter dem Kreuz. Sie, und nur sie ist die Mater Dolorosa, die Schwertdurchbohrte, und sie sieht so aus wie sie uns der alte Meister Fra Filipo Lippi so meisterhaft hinterlassen hat: verinnerlicht und schön im Schmerz.

Nein, es ist kein gewöhnlicher Film, der da unaufhaltsam auf uns zurollt, wie der mächtige Grabrollstein in der Szene der Auferstehung. Nimmt es Wunder, wenn der Darsteller von Jesus, Jim Caviezel, dieselben Initialen trägt, wie Jesus Christus und er, als er am Kreuze stundenlang dem kalten italienischen Nordwind ausgesetzt war, genauso alt war, wie Jesus selbst, nämlich 33 Jahre? Oder, als man wegen des aufziehenden Gewitters die kostenexplodierende Entscheidung trifft, den Drehtag abzubrechen, in diesem Moment der Blitz in das Kreuz einschlägt, so als wolle eine himmlische Macht sagen: "Hiergeblieben!". Nein, "Wunder" sind von diesem Film nicht zu trennen, oder wie es Jim Caviezel formuliert: "I think the whole thing has been that way" (der ganze Film war ein einziges Wunder).

Und so ist auch die Nachwirkung dieses Films. Ein Baptisten Pastor aus Texas, Arch Bonnema, hat nach dem er die Preview gesehen hatte, gleich 20 Kinoleinwände für seine Schäflein reservieren lassen und dafür tief in die Tasche gegriffen: 42.000 Dollar. Chuck Norris (Die Feuerwalze) ließ sich sogar dazu hinreißen zu sagen: "Dieser Film wird Hollywood verändern!" Und tatsächlich, mittlerweile werden die USA wie von einer Tsunamiwelle überrannt: Allein 4 Millionen Karten Vorbestellung. 8 Millionen Hits auf der offiziellen Website: http://www.passion.film.de/new/flash/main.html und täglich werden es mehr.

Und es ist wahr, ich habe es an eigenem Leib erlebt: Überall, wo die Preview gezeigt wurde ist es die gleiche Reaktion: Stille! Minutenlange Stille! Man bleibt gebannt von dem Geschauten einfach sitzen, unfähig Worte zu finden, die ausdrücken könnten, was man soeben privilegiert war erleben zu dürfen. Und es bleibt einem unverständlich, wie eine semitische Minderheit in den USA (ADL-League) diesem Film Antisemitismus nachsagen kann, sind es doch Juden, die Juden peinigen (Kajaphas) und sind es doch Juden, die sich für Juden einsetzen (Simon von Cyrene), und ist es doch die Botschaft der Liebe, die so unmißverständlich an den Anfang des Filmes gesetzt ist und jeden einschließt, Juden, Christen, Moslems, überhaupt jeden Menschen, der sich davon berühren lassen will.

Es bleibt das zugegebenermaßen gewagte Resumé, wenn Die Passion Christi am Aschermittwoch in Amerika und bereits in vielen anderen Ländern dieser Erde in die Kinos kommt, (Deutschlandstart: 8.April) wird es eine neu cineastische Zeitrechnung geben müssen: v.P. und n.P. (vor Passion / nach Passion).

Ein Film wie die Urgewalt eines Orkans, ein Film, der, wie es der Apostelgeschichtsscheiber Lukas formulierte "mitten ins Herz" trifft, ein Film, den man einfach sehen muß.

Franziskus v.Ritter-Groenesteyn