Das geliebte Kind

Und alsbald, da er (Jesus) aus dem Wasser stieg, sah er die Himmel zerrissen und den Geist gleich einer Taube auf ihn herabsteigen. Und eine Stimme erscholl aus dem Himmel: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden!“ (Markus 1, 10 – 11)

 

Bei dieser Begebenheit am Jordan war Jesus etwas über 30 Jahre alt, als er von Johannes getauft wurde. Er was also ganz und gar kein Kind mehr. Was hat dann diese Bibelstelle in der Reihe über Kinder in der Bibel verloren? Was war das überhaupt für ein seltsames Geschehen dort am Jordan?

Es gibt noch eine weitere Stelle im Neuen Testament, in der Gott aus einer Wolke spricht. Jesus steigt nur begleitet von drei seiner Jünger auf einen Berg, es überstrahlt ihn ein seltsames Licht, und es erscheinen zwei weitere Gestalten, mit denen er spricht. Dann kommt diese Wolke aus dem Himmel:

Und eine Wolke kam, die überschattete sie, und eine Stimme kam aus der Wolke: Dies ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören! (Markus 9,7)

 

Was hat es mit dieser Wolke und der Stimme auf sich? Im ersten Fall nach der Taufe spricht Gott seinen Sohn Jesus ganz direkt an. „Du bist mein geliebter Sohn..“ Was bewirkt es in einem Sohn, wenn er solche Worte von seinem Vater hört? Manchen Psychologen sprechen von einem „Liebestank,“ der bei Kindern regelmäßig gefüllt werden muß, damit sich das Kind gesund entwickelt und psychisch stark wird. Bei jüngeren Kindern geschieht dies durch Kuscheln und Streicheleinheiten. Mit den Jahren können diese Streicheleinheiten durch konzentrierte Aufmerksamkeit und durch verbale Äußerungen ersetzt werden. Auf alle Fälle braucht ein Mensch sein ganzes Leben hindurch immer wieder den Zuspruch und die Bestätigung, geliebt zu werden.

Gott war für Jesus die innigste Bezugsquelle für Liebe. An vielen Stellen lesen wir, daß Jesus sich in die Einsamkeit zurückzog, um mit Gott zu sprechen. Aus diesen Zwiegesprächen schöpfte er die Kraft, sein Leben zu meistern und sei Sterben am Kreuz zu ertragen.

Hier nun, kurz vor Beginn seines Wirkens in der Öffentlichkeit füllt Gott nochmals den „Liebestank“ seines Sohnes, indem er ihm laut sagt, wie sehr er ihn liebt. Diese Aussage ist auch ein Hinweis und eine Ermutigung für alle Eltern, Lehrer und weitere Bezugspersonen, Ihren Kindern und Schützlingen immer wieder zu sagen, daß sie sie lieben. Dies ist eine ganz große Kraftquelle für die Kinder, gleichgültig, wie alt sie sind. Auch für einen längst Erwachsenen ist es eine enorme Stärkung, wenn sein Vater oder seine Mutter ihm explizit sagen, daß sie ihn lieben. So etwas ist sehr wichtig für das Kind, es kann sogar lebenswichtig sein. Viele Depressionen bei Erwachsenen resultieren daraus, daß diesen zu wenig gesagt wurde, daß sie geliebt werden.

Die Stimme aus der Wolke hat aber noch einen zweiten Grund. Dieser wird besonders in der anderen Begebenheit deutlich. Sowohl am Jordan als auch auf dem Berg war Jesus nicht allein. Vielleicht oder sogar wahrscheinlich hat Gott noch viel öfters zu Jesus direkt gesprochen, aber da war Jesus irgendwo in der Einsamkeit, und niemand sonst hat etwas davon erfahren. In diesen beiden Situationen jedoch sprach Gott laut, und die umstehenden Menschen hörten es. Auf dem Berg spricht Gott sogar direkt zu den Menschen und nicht zu Jesus selbst. Er spricht über Jesus als seinen geliebten Sohn und sagt uns Menschen, daß wir auf ihn hören sollen.

Viele Menschen der damaligen Zeit munkelten so allerlei, wer Jesus sein könnte, ein Prophet, ein Lehrer oder gar ein Revolutionär? Einem ausgewählten Personenkreis sagt Gott ganz persönlich, daß Jesus sein Sohn ist. Die alten Schriften, die die Menschen damals hatten, waren voll von Prophezeiungen, daß einmal ein Erlöser, ein Messiahs, eben der Sohn Gottes kommen würde. Als dies dann jedoch tatsächlich geschah, erkannten ihn nur wenige.

Wie ist es heute. Wieviele Menschen erkennen wirklich aus der Tiefe ihres Herzens, daß Jesus der Sohn Gottes ist? Wieviele hören auf ihn? Gehörst Du dazu? Auch heute noch spricht Gott zu Menschen. Er tut es zumeist nicht öffentlich vor einer großen Masse sondern wie damals ganz persönlich sozusagen unter vier Augen oder zu zwei oder drei, die gemeinsam zu Gott sprechen.