Das kleine Kind, Jesus

Das Kindlein aber wuchs und ward stark, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade war auf ihm. (Lukas 2,40)

Jesus war, wie man meinte, ein Sohn Josephs,...... (Lukas 3, 23)

 

Am Anfang der Evangelien von Matthäus und Lukas finden wir ausführliche Schilderungen dessen, was sich vor, während und in der Zeit kurz nach der Geburt von Jesus alles zugetragen hatte. Gedanken dazu sind auch in meinen diversen Adventskalendern der vergangenen Jahre zu finden.

 

Der Abschnitt all dieser Berichte schließt bei Lukas mit dem hier zitierten Satz ab. Das Kind Jesus lebte in Nazareth unter der Obhut von Maria und Joseph. Es wurde allgemein angenommen, daß Jesus der Sohn von Joseph war. Auch das steht hier nochmals ganz bewußt, denn die Schreiber der Evangelien und damit auch wir Leser haben ja die Information, daß Jesus durch den heiligen Geist in Maria entstanden ist und nicht durch das Dazutun von Joseph. Man könnte Jesus also allenfalls als Adoptivsohn oder Pflegesohn von Joseph bezeichnen, denn in Wirklichkeit ist er der Sohn Gottes.

 

Auch Joseph war sich über die Besonderheit dieses Kindes im Klaren, aber er machte wohl nicht viel Aufhebens darüber. Er kümmerte sich um ihn und erzog ihn, als wäre er sein eigener Sohn. Jesus erlernte dann auch den gleichen Beruf wie Joseph, nämlich Zimmermann.

 

Vielleicht hat ja der eine oder andere Leser selbst Kinder. Stellen diese gelegentlich etwas an? Machen sie dumme Streiche und hecken allerlei Unfug aus? Passen sie in der Schule nicht auf, und ärgern sie die Lehrer? Es kann bisweilen recht anstrengend sein, ein Kind zu erziehen.

 

All das tat Jesus NICHT. Aus späteren Berichten wissen wir, daß Jesus niemals in seinem Leben auf der Erde auch nur eine einzige Sünde begannen hatte. Können die Eltern und Lehrer unter den Lesern und all jene, die mit Kindern zu tun haben, ermessen, was das bedeutet? Man möge sich das mal im Alltag ausmalen.

 

Allerdings war Kindererziehung in der damaligen Zeit in vieler Hinsicht anders als heute. Schlagworte wie „Rechte der Kinder“ oder gar antiautoritäre Erziehung gab es nicht. Kinder waren ganz selbstverständlich ihren Eltern untertan und hatten zu gehorchen, so wie ein Arbeiter seinem Vorgesetzten zu gehorchen hatte. Kinder mußten, durften und sollten lernen, denn sie sollten später einmal genügend verdienen, um die alt gewordenen Eltern mit zu ernähren.

Dieses Lernen bedeutete aber nicht so sehr Schulbildung sondern vielmehr das Erlernen eines Berufes. Zumeist erlernten die Söhne den Beruf des Vaters, denn das war organisatorisch am einfachsten zu bewerkstelligen. Außerdem konnte so das Kind bereits in frühen Jahren seinem Vater bei der Arbeit zur Hand gehen. Damit war der Vater zugleich der Lehrer, und es fielen keine zusätzlichen Unkosten für einen externen Lehrer an. Nur sehr reiche Eltern konnten sich für ihre Kinder Privatlehrer leisten.

 

Schulen, wie wir sie heute überall kennen, gab es in den Synagogen. Dorthin konnten Kinder ab dem 5. Lebensjahr gehen und das Lesen und Schreiben erlernen. Das Ziel war, daß sie später einmal in der Lage waren, die heiligen Schriften zu lesen. Eine allgemeine Schulpflicht gab es jedoch nicht. Es blieb den Eltern überlassen, ob sie ihr Kind zum Schulunterricht schicken wollten, oder ob es dem Vater bei der Arbeit helfen sollte. Das Kind Jesus wurde bestimmt zum Schulunterricht in die Synagoge geschickt, denn aus späteren Berichten wissen wir, daß Jesus sehr gut lesen konnte und sich in den heiligen Schriften sehr gut auskannte.

 

Die Tatsache, daß das Kind Jesus niemals sündigte, bedeutete aber ganz und gar nicht, daß er gar ein Duckmäuser oder Langweiler gewesen sei. Im Gegenteil, er war wohl körperlich kräftig und klug, und Gottes Gnade war auf ihm. Er hatte also bereits von Klein auf das Bestreben, stets den Willen Gottes zu tun.

Möge das Kind Jesus ein Vorbild für alle Kinder dieser Welt sein, und mögen seine Eltern, die ihn liebevoll aufzogen, ein Vorbild für alle Eltern der Welt sein.