Jesuskrimi

Sicher hast Du schon mal einen Krimi gelesen oder Dir Krimis im Fernsehen angesehen. Aber hast Du schon mal über den dramaturgischen Aufbau eines Krimis nachgedacht? Das Schema ist eigentlich in fast allen Stücken das gleiche: Zuerst kommt der spektakuläre Mord. Dann kommt ein Rückblick über das Leben des Ermordeten. Vom Tatort aus wird punktuell zurückgeblendet auf wichtige Stationen dieses Lebens. Immer wieder jedoch ist der Schauplatz der Tat gegenwärtig. Das Geschehen spitzt sich erneut zu und gipfelt schließlich in der Aufklärung der Tat. Je nach Drehbuch kann die Geschichte anschließend noch weitergehen. Es kann ein Ausblick auf das kommen, was die Zukunft bringen wird.
So, und was hat das alles jetzt mit Jesus zu tun? Nun, er wurde unschuldig hingerichtet. Kann man das nicht als Mord bezeichnen? Übrigens, hast du einmal darüber nachgedacht, wer die Mörder sind? Es gibt in der Bibel vier Bücher, die über das Leben von Jesus berichten. Es sind die vier ersten Bücher des neuen Testaments.
Aber es gibt noch ein fünftes Buch, in dem das auch alles steht. Es liest sich wie ein spannender Krimi mit all diesen klassischen, dramaturgischen Merkmalen. Es ist ein Psalm. "Psalmen" nennt man die Sammlung der Lieder, Gedichte und Balladen der Juden. Den 22. Psalm, um den es hier geht, hat David aufgeschrieben, einer der größten Könige des alten jüdischen Volkes. König David als Kriminalschriftsteller? Warum nicht? Das Erstaunliche ist jedoch, daß der von ihm aufgeschriebene Krimi viele Jahrhunderte später in allen Details Wirklichkeit wurde. Von Derartigem kann wohl kein anderer Krimiautor hinsichtlich einem seiner Werke berichten.

Sehen wir uns den Psalm nun im Detail an:

Ps 22,1 Dem Vorsänger. Auf «Hindin der Morgenröte». Ein Psalm Davids.

Der erste Vers ist lediglich die Überschrift zusammen mit einem Vorschlag für eine musikalische Begleitung beim Lesen oder Singen. Gehen wir also gleich weiter.

Ps 22,2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Du bist weit entfernt davon, mir zu helfen, zu hören auf die Worte meiner Klage!

Ps 22,3 Mein Gott, ich rufe bei Tage, und du antwortest nicht, und auch des Nachts habe ich keine Ruhe.

Auf den ersten Blick klingt das wie die verzweifelte Klage eines sehr einsamen Menschen. Gott, auf den dieser Mensch offensichtlich von ganzem Herzen vertraut, scheint ihn verlassen zu haben. Zumindest ist er so weit weg, daß der Mensch keine Antwort mehr von ihm hört.
Das mochten auch die Juden zur Zeit Davids und danach gedacht haben. Dann jedoch war Jesus auf die Welt gekommen, und auf einmal erhielt dieser Psalm eine ganz andere Bedeutung. Die Worte, "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" finden wir nämlich ganz genau so auch im Neuen Testament und zwar in Matthäus 27, 46 und Markus 15, 34. Jesus rief sie, als er bereits am Kreuz hing und kurz davor war zu sterben. Ein Mensch, der dem Tod ins Auge blickt, zitiert der einen bestimmten Vers aus einer Sammlung von 150 Liedern, oder schreit er eher das, was er im tiefsten Innern seines Herzens empfindet?
Jesus spürte zeit seines Lebens eine enorm starke Nähe zu Gott, seinem Vater. Die einzige Ausnahme war, also er wie ein Schwerverbrecher am Kreuz hing und unter der Last all unserer Sünden beinahe zusammenbrach. Da hörte er keine Antwort von Gott. Und genau dies ist die erste Szene im Krimi des 22. Psalms.

Nun folgt ein Rückblick auf die großen Taten Gottes mit seinem Volk Israel:

Ps 22,4 Aber du, der Heilige, bleibst Israels Lobgesang!

Ps 22,5 Auf dich haben unsre Väter vertraut, sie vertrauten auf dich, und du errettetest sie.

Ps 22,6 Zu dir riefen sie und entkamen, auf dich vertrauten sie und wurden nicht zuschanden.

Hier wird kurz und prägnant beschrieben, wie Gott stets seinem Volk beigestanden hatte. Vers 5 betont, daß die Juden Gott vertraut hatten, und die Folge war gewesen, daß Gott sie errettet hatte. In Vers 6 wird eine der wichtigsten Stationen des Volkes Israel erwähnt, die Flucht aus Ägypten. Das Volk "entkam" aus den Klauen Pharaos, und Gott hatte es bewahrt.
Nach diesem ersten Rückblick befinden wir uns ab Vers 7 wieder im eigentlichen Szenario auf Golgatha:

Ps 22,7 Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk.

Ps 22,8 Alle, die mich sehen, spotten meiner; sie sperren das Maul auf und schütteln den Kopf:

Ps 22,9 «Er klage es dem HERRN, der möge ihn befreien; der soll ihn retten, er gefällt ihm ja!»

Jesus kommt sich hier unter seiner immensen Last klein wie ein Wurm vor. Kannst Du Dir vorstellen, wieviele Schaulustige auf diesen Hügel vor die Stadt Jerusalem gekommen waren, um beim Anblick der Kreuzigung ihren Spaß zu haben? Damals gab es ja noch kein Fernsehen oder dergleichen. Also war so eine Hinrichtung eine wirklich willkommene Abwechslung. Der Evangelist Markus schreibt in Kap. 15,31 daß jede Menge Leute die Gekreuzigten verspotteten. Matthäus kommt mit seinem Bericht dem Psalm am nächsten. Matthäus ist auch jener der vier Evangelisten, der seinen Bericht über das Leben von Jesus für die Juden aufschrieb und somit davon ausging, daß sich seine Leser in den Schriften des Alten Testamentes sehr gut auskennen. Matthäus schriebe in Kapitel 27,43, daß die Hohepriester folgendes sagten, als sie Jesus am Kreuz hängen sahen:

Mt 27,43 Er hat auf Gott vertraut, der befreie ihn jetzt, wenn er Lust an ihm hat; denn er hat ja gesagt: Ich bin Gottes Sohn!

Erkennst Du die Ähnlichkeit zu jenen Worten aus Vers 9 unseres Psalms? Dieser Vers steht auch in Anführungszeichen, was deutlich macht, daß dies eine Aussage von dritten Personen über Jesus ist. Als die Hohepriester auf Golgatha derart lästerten, hatten sie wohl kaum an Psalm 22 gedacht.
Mit den Versen 10 und 11 macht David wieder einen Rückblick und zwar auf die Geburt und Kindheit von Jesus.

Ps 22,10 Ja, du warst meine Stütze von Mutterleib an, meine Zuversicht schon an meiner Mutter Brust.

Ps 22,11 Auf dich war ich geworfen von Mutterschoß an, vom Leibe meiner Mutter her bist du mein Gott gewesen.

Wer kann von sich behaupten, daß er bereits seit Geburt an Gott glaubt? Wohl niemand von uns. Irgendwann im Laufe unseres Lebens haben wir angefangen, uns mit Gott auseinanderzusetzen. Für alle von uns, die wir ganz persönlich an Gott glauben, ist dies ein großes Geschenk.
Dieses Geschenk war uns bei unserer Geburt noch nicht bewußt gewesen, und ganz bestimmt auch noch nicht während der Zeit, als wir Babies waren und gestillt wurden.
Anders war es bei Jesus. Der Evangelist Lukas schildert sehr anschaulich, wie Elisabeth beim Treffen mit der schwangeren Maria erkennt, daß dieser Embryo in Marias Körper der Sohn Gottes ist:

Lk 1,41 Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß der Maria hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe; und Elisabeth wurde mit heiligem Geist erfüllt

Lk 1,42 und rief mit lauter Stimme und sprach: Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes!

Lk 1,43 Und woher wird mir das zuteil, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?

Lk 1,44 Denn siehe, sowie die Stimme deines Grußes in mein Ohr drang, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe.

Es kann also wirklich einzig und alleine Jesus von sich behaupten, daß er nicht nur von Geburt an sondern sogar bereits davor eine ganz enge Verbindung mit Gott gehabt hatte. Na, schließlich ist er ja Gottes Sohn.
Ab Vers 12 des Psalms sind die Rückblenden vorbei. Zum dritten Mal – Vers 2, Vers 7 – 9 und jetzt Vers 12 – schreit Jesus aus tiefster Not zu Gott:

Ps 22,12 Sei nicht fern von mir! Denn Not ist nahe, und kein Retter ist da.

Jesus wußte: Wenn er uns Menschen von unseren Sünden erretten wollte, dann mußte er den Tod durchstehen, dann gab es für ihn in dieser Situation keine Rettung.
Was muß das für ein abscheulicher Anblick für Jesus gewesen sein, als er auf diese sensationslustigen Gaffer herabblickte?

Ps 22,13 Es umringen mich große Stiere, mächtige Ochsen von Basan umzingeln mich;

Ps 22,14 sie sperren ihr Maul gegen mich auf, wie ein reißender und brüllender Löwe.

Im Alten Testament kommt es an vielen Stellen vor, daß Menschen mit Tieren verglichen werden, insbesondere wenn man damit verdeutlichen wollte, daß diese oder jene Eigenschaften für manche Personen besonders signifikant waren.
Und daß Menschen mit Ochsen verglichen werden, ist uns wohl allen geläufig. Es waren auch "Ochsen von Basan" auf Golgatha zugegen, also auch Fremde, nicht nur Einheimische.

Die folgenden Verse schildern ganz konkret und anschaulich die Leidenssituation von Jesus am Kreuz:

Ps 22,15 Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, und alle meine Glieder sind ausgerenkt. Mein Herz ist geworden wie Wachs, zerschmolzen in meinem Innern.

Ps 22,16 Meine Kraft ist vertrocknet wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt an meinem Gaumen, und du legst mich in des Todes Staub.

Wenn ein Mensch am Kreuz hängt, kugeln sich mit der Zeit durch das Gewicht seines eigenen Körpers die Arme aus den Schultergelenken. Das muß ganz schrecklich schmerzhaft sein. Alle Muskeln erschlaffen, man sinkt dahin, weil einen die Kraft verläßt. Je mehr man jedoch zusammensinkt, desto schmerzhafter wir es.
Alle vier Evangelisten bezeugen, daß Jesus kurz vor seinem Tod Durst hatte (Matthäus 27,34, Markus 15,23, Lukas 23, 36, Johannes 19,24). Auch hier wird dies ganz klar ausgesagt.

Ps 22,17 Denn Hunde umringen mich, eine Rotte von Übeltätern schließt mich ein; sie haben meine Hände und Füße durchgraben.

Ps 22,18 Ich kann alle meine Gebeine zählen; sie schauen her und sehen mich schadenfroh an.

Auch dieser Vers stimmt mit den Berichten der Evangelisten überein. Matthäus schreibt:

Mt 27,38 Dann wurden mit ihm zwei Räuber gekreuzigt, einer zur Rechten, der andere zur Linken.

Das gleiche steht in Markus 15,27 in Lukas 23, 33 sowie in Johannes 19, 18.

Die "durchgrabenen" Hände und Füße beschreiben genau die Tatsache, daß Jesus mit Nägeln ans Kreuz geschlagen wurde und nicht nur dort festgebunden wurde. Von den durchbohrten Händen und Füßen bzw. den Nägelmalen schreibt u. a. Johannes in Kap. 20, 25ff, als Jesus sich nach der Auferstehung seinen Jüngern gezeigt hatte.
Und immer wieder klagt Jesus, wie schrecklich es gewesen sein mußte, so begafft zu werden.
Vers 19 nun schildert ein ganz signifikantes Detail, von dem alle vier Evangelisten mit peinlichster Sorgfalt berichten:

Ps 22,19 Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand!

Fast wörtlich steht dies in Matthäus 27,34, Markus 15,24, Lukas 23, 34 und Johannes 19,24. Als die Soldaten das Los um das Gewand von Jesus warfen, hatte mit Sicherheit keiner von ihnen Psalm 22 im Kopf. Wohl aber hatten möglicherweise die Evangelisten diese Parallele erkannt, als sie die Geschichte von Jesus aufschrieben.
Nun folgt nochmals ein Flehen zu Gott, ein letzter Aufschrei kurz vor dem Tod:

Ps 22,20 Du aber, o HERR, sei nicht fern; o meine Stärke, eile mir zu Hilfe!

Ps 22,21 Errette meine Seele von dem Schwert, mich Einsamen von der Gewalt der Hunde!

Ps 22,22 Errette mich aus dem Rachen des Löwen! - Ja, von den Hörnern der Büffel hast du mich erhört!

Dies sind im Hebräischen zwei identisch konstruierte Sätze. Jesus fleht zu Gott, daß er ihn erretten möge von dem Schwert, aus der Gewalt der Hunde, aus dem Rachen des Löwen, von den Hörnern der Büffel. Diese Aufzählung der drei unterschiedlichen Tierarten sowie des Schwerts zeigt die große Fülle des Schrecklichen, das mit diesem Kreuzestod Jesus hinunterdrückte.
Aber diese beiden Sätze sind nicht der Schluß! Ganz am Ende des zweiten Satzes steht noch ein Verb das man übersetzen kann mit: "Du hast mich erhört." Genau dieses Verb ist die ganz große Wende. Achtmal werden im folgenden Text die Worte "loben", "anbeten", "ehren" und dergleichen verwendet.
Der Tod von Jesus war ja auch nicht das Ende. Gott hat ihn von den Toten auferweckt.
Ab hier gibt es keine Rückblenden mehr sondern die ganz große Vorschau. Betrachten wir die Verse im Einzelnen:

Ps 22,23 So will ich deinen Ruhm erzählen meinen Brüdern, inmitten der Gemeinde will ich dich preisen!

Ps 22,24 Die ihr den HERRN fürchtet, lobt ihn! Ihr alle vom Samen Jakobs, ehrt ihn; und scheue dich vor ihm, du ganzer Same Israels!

Ps 22,25 Denn er hat nicht verachtet noch verabscheut das Elend des Armen und hat sein Angesicht nicht vor ihm verborgen, und da er zu ihm schrie, erhörte er ihn.

Zum ersten Mal kommt in Vers 23 das Wort "Gemeinde" vor. Bis dato war vom Volk Israel oder vom Löwen (von Juda) die Rede gewesen. Ab nun jedoch gibt es die Gemeinde, und es gibt erstmalig die Brüder.
Vers 24 ist ein klarer Aufruf an das Volk Israel, doch den Herrn zu loben. Vers 25 erinnert eindrücklich, daß Gott die Elenden und Armen erhört hat.
Vers 26 ist eine Steigerung:

Ps 22,26 Von dir handle mein Loblied in der großen Gemeinde; ich will meine Gelübde bezahlen vor denen, die ihn fürchten!

Hier steht nicht lediglich "Gemeinde" sondern "große Gemeinde". Wenn wir in der Apostelgeschichte lesen (z. B. Kap. 2, 42 – 47), so stellen wir fest, daß die Gemeinde stetig wuchs.
Hier aber steht auch die Zusicherung Jesu, daß er "sein Gelübde bezahlen" werde, wenn wir ihn fürchten. Wenn wir an ihn glauben, dann übernimmt er alle unsere Schulden vor Gott. Er hat dafür teuer bezahlt, und er ist bereit, dieses Geschenk denen zu geben, die ihn fürchten.
Wir gehen weiter in der Apostelgeschichte. In Kapitel 10 redet Gott ausführlich zu Petrus. Dieser soll in das Haus des Kornelius, eines Heiden, gehen und dort mit ihm zusammen essen. Gott gebot einem Juden, sämtliche diesbezüglichen Vorschriften des Gesetzes über Bord zu werfen und mit einem Heiden zu essen. Auch das steht hier im Psalm:

Ps 22,27 Die Elenden sollen essen und satt werden; die den HERRN suchen, werden ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben!

Die Elenden, wir, die Heiden, die wir nicht zum auserwählten Volk Israel gehören, auch wir dürfen ewig leben, wenn wir den Herrn suchen und ihn preisen.
Aber es kommt nochmal eine Steigerung. Erinnerst Du Dich? In Vers 23 erfahren wir von der Gemeinde. Ab Vers 26 gibt es die große Gemeinde. Nun mit Vers 27 geht die frohe Botschaft hinaus zu den anderen, zu den Elenden.

Ps 22,28 Es werden daran gedenken und sich zum HERRN bekehren alle Enden der Erde, und vor dir werden anbeten alle Geschlechter der Heiden.

Ps 22,29 Denn das Königreich gehört dem HERRN, und er ist Herrscher über die Nationen.

Nicht nur ein paar Heiden kommen in den Genuß der Erlösungstat von Jesus. Nein, die Botschaft wird bis an "alle Enden der Erde" dringen und "alle Geschlechter der Heiden" werden Jesus anbeten.
In Matthäus 28, 19 sagt Jesus:

Mt 28,19 Geht hin und macht zu Jüngern alle Völker, ........

Wir Christen haben diesen Auftrag. Bereits im Psalm jedoch steht, daß wir diesen Auftrag erfüllen werden. Wir brauchen keine Bedenken zu haben, daß wir zu klein oder zu schwach dazu sind. Jesus ist ja bei uns und hilft uns. Gott ist nicht nur Herr über sein Volk Israel sonder über "die Nationen".
Wir brauchen uns auch keine Sorgen zu machen, daß wir uns recht abstrampeln und schinden müssen. Vielleicht muß es der eine oder andere. Aber eines wissen wir ganz gewiß: Am Schluß wird es die große Party geben:

Ps 22,30 Es werden essen und anbeten alle Großen der Erde; vor ihm werden ihre Knie beugen alle, die in den Staub hinabfahren, und wer seine Seele nicht lebendig erhalten kann.

Auch im Neuen Testament lesen wir, daß sich vor Jesus alle Knie beugen werden. Paulus schrieb an die Philipper:

Phil 2,10 daß in dem Namen Jesu sich beugen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,

Und Johannes schreibt, daß Jesus uns versprochen hat, daß es im Himmel einmal eine große wundervolle Party geben wird:

Joh 14,3 Und wenn ich hingehe euch die Stätte zu bereiten, so will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf daß ihr seid, wo ich bin.

Offb 3,20 Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.

Allerdings sollten wir bei all unserer Freude den letzten Teil von Vers 30 des Psalms nicht außer Acht lassen. Da steht auch vom "in den Staub hinabfahren" und von jenen, die "ihre Seele nicht lebendig erhalten können".
Wir können also nicht gemütlich unsere Hände in den Schoß legen. Jesus macht es schon, wir haben ja seine Zusage. Nein, so geht es nicht! Jesus erwartet von uns, daß wir aktiv sind.
Es fehlen uns noch die beiden letzen Verse des Psalms:

Ps 22,31 Ein Same wird ihm dienen, wird dem HERRN als Geschlecht zugezählt werden.

Ps 22,32 Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit predigen dem Volk, das geboren wird, daß er es vollbracht hat.

In Vers 32 lesen wir wieder von dem "Volk" nicht von der Gemeinde. Wenn wir die Offenbarung genau studieren, stellen wir fest, daß in der Endzeit, also bei denen, die erst noch geboren werden müssen, Gott sich wieder ganz speziell seinem Volk Israel zuwenden wird. Auch das steht hier in diesem Psalm.

Fassen wir zusammen: Ausgehend vom Tatort der Kreuzigung Jesu schreibt David einen Rückblick zunächst zu den Urvätern und dann zur Geburt und Kindheit von Jesus. Mit dem Ende von Vers 22 gibt es den großen Einschnitt. Jesus ist auferstanden, und die frohe Botschaft strömt hinaus in die Gemeinde, in die große Gemeinde, zu den Heiden, bis an die Enden der Erde und schließlich auch zu Gottes Volk Israel.
Wir, die wir heute leben, die wir das Alte und vor allen Dingen auch das Neue Testament kennen, wir können diese großen Bögen der Heilsgeschichte Gottes erkennen. Aber die Menschen damals? Was mochten sie gedacht haben, wenn sie diesen Psalm lasen?
David hat jede Menge Psalmen geschrieben. Viele davon trösten uns, manche bauen uns auf, andere wieder erfreuen uns. Alle lassen sie uns die Nähe Gottes spüren. Mehr bezwecken sie nicht.
Dieser 22. Psalm jedoch ist etwas ganz Besonderes. Kein Mensch kann sich so etwas ausdenken, auch der große König David nicht! Hier spricht Gott zu uns. Laßt uns die Tür unseres Herzens weit offen halten, damit wir Gottes Stimme immer hören, wenn er zu uns spricht.