Mitte Dezember 2003 kam der dritte Teil des Films "Der Herr der Ringe" in die Kinos. Bereits von den ersten beiden Teilen waren Menschen aller Altersschichten, insbesondere aber die Jungen, begeistert, und ebenso war es nun. Besonders beeindruckend fand ich die imposanten Bauten und die vielen unterschiedlichen, phantasievollen Gestalten. Dem aufmerksamen Betrachter fällt auch auf, daß sich alle Darsteller höchst gewählt ausdrücken. Es wurde größter Wert auf eine blumenreiche Sprache mit deutlicher Artikulation gelegt.
Im krassen Gegensatz dazu steht das, was uns heute ziemlich täglich in der Werbung suggeriert wird. Da ist eine Person mit Handy zu sehen, die undeutliche Brocken stammelt, welche die Person am anderen Ende nicht recht zu verstehen scheint. Als Alternative wird dann vorgeschlagen, man solle doch Nachrichten per MMS, also mittels eines soeben aufgenommenen Fotos übermitteln. Damit würde sichergestellt, daß der Empfänger auch tatsächlich versteht, was der Absender weitergeben will.
Ist uns überhaupt klar, was uns da unterstellt wird? Da behaupten die Hersteller dieser Geräte doch tatsächlich, daß der Mensch nicht mehr in der Lage sei, sein Umfeld so zu beschreiben, daß es ein anderer sich bildlich vorstellen kann. Welch ein Armutszeugnis!
Es ist ja bedingt sogar richtig. Wer sich nur im Stil von SMS unterhält, ist vielleicht tatsächlich nicht mehr in der Lage, etwas mit entsprechenden Adjektiven und sonstigen beschreibenden Elementen zu schildern. Unsere heutige Jugend allerdings lebt mit SMS, und ihre Sprache verkommt mehr und mehr.
Aber gerade die heutige Jugend ist auch begeistert von Filmen wie dem "Herrn der Ringe". Sollte man solch eine Begeisterung nicht aufgreifen?
All diese überaus phantasievollen Bilder, die wir im "Herrn der Ringe" sehen, sind aufgeschrieben in dem gleichnamigen Buch von Tolkien. All die Bauten, all die Gestalten, all die Landschaften hat er mit Worten beschrieben. Uns Menschen stehen genügend Worte zur Verfügung, um das zu beschreiben, was wir mitteilen wollen. Dies gilt besonders dann, wenn es sich um alltägliche Dinge und Begebenheiten handelt.
Aber der Umgang mit solchen Worten will gelernt und geübt sein. Es ist blanker Unsinn, die Ganztagsschule einzuführen, um dann bei der Pisastudie möglicherweise besser abzuschneiden. Das ist nicht der Weg!
Bedeutend sinnvoller wäre es, die Begeisterung der Jugendlichen über Filme wie den "Herrn der Ringe" aufzugreifen und sie zu ermutigen, die dort verwendete Sprache anzunehmen und im täglichen Leben umzusetzen. Dabei ist es wichtig, daß die Älteren sich ebenfalls dieser Sprache bedienen und ein entsprechendes Vorbild sind. Sie dürfen nicht meinen, jünger und aktueller zu wirken, indem sie das Gestammel mancher Jugendlicher nachmachen.
Wenn wir es gemeinsam schaffen würden, die Jugend wieder zum Sprechen, Schildern, Beschreiben zu bringen, könnten wir auch die kulturellen Werte wieder mit anderen Augen sehen. Die Begeisterung für Filme wie den "Herrn der Ringe" könnte uns dabei ein großes Stück helfen.