Von Kirchen, Geschenken und dem Paradies

Während einer Reise nach Prag mit meinen Schülern besuchten wir auch die berühmte Barockkirche St. Nicholas. Dort kam es zu einem sehr interessanten Gespräch mit den Kindern.

Die St. Nicholas Kirche in Prag ist voll mit Gold, Stuck, Malereien, Engeln und allerlei Figuren, eben typisch Barock. Die Kinder saßen in einer der Kirchenbänke und schauten beeindruckt herum. Eines schüttelte den Kopf.

"Warum haben die Menschen das damals so gebaut?" fragte es.
"Sie wollten ein Haus für Gott bauen" antwortete ich.
"Und wohnt Gott jetzt hier in dieser Kirche?"
"Nein, Gott wohnt in den Herzen der Menschen, die ihn lieben."

"Aber warum haben sie dann diese Kirche mit all dem Gold und den Figuren gebaut?" bestand das Kind auf seiner Frage, "warum so prunkvoll?"
"Sie haben das Haus für Gott gebaut, um es ihm zu schenken."
Jetzt wurde das Kind sehr ernst. "Wenn wir doch alles überhaupt von Gott geschenkt bekommen haben, ist Gott dann nicht traurig, wenn die Menschen ihm einen Teil seiner Geschenke wieder zurückgeben? Meint Gott dann vielleicht, daß wir seine Geschenke nicht mögen?"
Ich wurde nachdenklich über diese Art der kindlichen Logik. "Es ist richtig, daß wir alles von Gott geschenkt bekommen haben. Aber Gott freut sich auch, wenn wir ihm etwas wiedergeben."
Das Kind schüttelte erneut den Kopf. "Unsere kleine Kirche in München gefällt mir besser. Dort fühle ich mich wohl. Hier habe ich Angst, eine der vielen Figuren könnte auf mich herabstürzen und mich erdrücken."
Ein Mann hatte unser Gespräch offensichtlich gehört und kam jetzt dazu. "Weißt du," erklärte er, "in der damaligen Zeit hatten die Menschen nur ganz einfache Häuser und viele waren arm und konnten sich nichts leisten. Nur die Königspaläste waren reich geschmückt mit Gold und Verzierungen. Die einfachen Leute sollten sich wie im Paradies fühlen, wenn sie in diese Kirche kamen. Deshalb ist sie so schön."
"Nein," wandte das Kind ein, "das Paradies stelle ich mir ganz anders vor mit ganz viel grün und mit Bäumen und wundervoller Natur."
Ich stimmte dem Kind zu. Kein von Menschen errichtetes Gebäude kann je so schön sein wie die Natur. "Im Paradies ist es ganz bestimmt wunderschön. Vielleicht stellen sich die Menschen das Paradies unterschiedlich vor, aber ganz super schön ist es dort auf alle Fälle."
Das Kind lächelte und war einverstanden. Wer Jesus in seinem Herzen hat, dem hat er auch versprochen, daß er einmal ins Paradies kommen wird.
Dann beschlossen wir hinauszugehen.

Als ich wieder zurück in München war, las ich Psalm 8, Verse 2 – 7:

HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde, daß dein Lob bis zum Himmel reicht! Aus dem Munde von Kindern und Säuglingen hast du eine Macht zugerichtet, um deiner Feinde willen, um den Feind und den Rachgierigen zum Schweigen zu bringen. Wenn ich deinen Himmel betrachte, das Werk deiner Finger, den Mond und die Sterne, die du gemacht hast: Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, daß du auf ihn achtest? Du hast ihn ein wenig Gottes entbehren lassen; aber mit Ehre und Schmuck hast du ihn gekrönt; Du läßt ihn herrschen über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gelegt.